Förderung des Artenschutzes am Kahlenberg durch Anlage einer Geröll- und Blühfläche

Die NABU Ortsgruppe Lockweiler-Krettnich besitzt in der Gemarkung Lockweiler ein kleines kostbares Grundstück im Bereich des „Kahlenbergs“. Das Grundstück befindet sich in Waldrandnähe, beheimatet einen alten Streuobstbestand (Äpfel), sowie Heckenbestände (Schlehen, Brombeeren, Hundsrose); liegt aber auch in einem Bereich, der stark für die Ausbringung von Gülle genutzt wird. Dieses Kleinod ökologisch aufzuwerten und vor allem auch den vorbeispazierenden Mitbürgern ein gelungenes Beispiel für den Artenschutz zu zeigen, hat sich die Ortgruppe auf die Agenda für die kommenden Jahre geschrieben.
Hierzu wurde bereits 2020 eine Geröllfläche mit Steinhaufen, Findlingen und Sand angelegt. Steinflächen bilden einen wichtigen Rückzugsort für Reptilien, Vögel und Insekten und stellen ein wertvolles Biotop dar.
Beispielsweise bilden diese Flächen einen idealen Brutraum für den Steinschmätzer, dessen Nachwuchs in einer Bruthöhle eines Steinhaufens auf Insekten, Spinnen, Würmer und Schnecken warten kann.
Viele Wildbienen sind ebenfalls Bodenbrüter und nisten vor allem in Höhlen im Sand und den Kahlflächen; Eidechsen und Schmetterlinge nutzen die Steine als „Sonnenbank“ und viele weitere Tierarten, wie Insekten oder Spinnen finden hier ein Refugium.

Im Jahr 2023 hat sich die Ortsgruppe nun vorgenommen, ein weiteres Projekt für den Artenschutz auf der Fläche zu realisieren. Einerseits ist durch Überdüngung der Nachbarwiesen mit Gülle ein enormer Verlust der Vielfalt an einheimischen Wildblumen erkennbar und einhergehend mit den bekannten Problemen ist es vor allem der Verlust an Insekten und in der Folge an Insektenfressern wie Vögel, der dieses Projekt notwendig macht. Ziel dabei ist, dass sich die regionalen und ursprünglichen Blumen und Gräser wieder auf der Fläche etablieren können und somit für Insekten und vor allem Wildbienen eine wertvolle Weide in Form einer extensiv genutzten Wiese geschaffen wird. Ein weiträumiges Aussparen der Fläche beim Gülleauftrag wurde von der Landwirtschaft bereits zugesagt und wird auch eingehalten.
Dieses Jahr soll nun eine feinkrümelige Bodenstruktur erzeugt werden und ungewünschten Kräuter und Gräser entfernt werden, die ansonsten eine zu starke Konkurrenz für die neuen (empfindlicheren, weil weniger Nährstoff verbrauchenden) Magerkünstler darstellen.

Hoch gedüngte Wiesen bestehen nämlich nur noch aus wenigen starken Gräsern, Doldenblütlern und Löwenzahn, die aber durch die extreme Nähstoffzufuhr besonders stark und verdrängend gegenüber den natürlich vorkommenden Arten sind.
Für die Ansaat der Blühfläche wird eine regionaltypische Ansaatmischung gewählt, die ein Artenspektrum an Gräsern (50%) und Blumen (50%) enthält.
Für den Standort nicht passende Arten werden in Zukunft wieder zurückgehen und die dem Standort entsprechenden werden einen ausgeglichenen Bestand bilden.
Ziel der Maßnahme ist die Schaffung einer Wildblumenfläche, die Arten fördert, die nährstoffarme Standorte bevorzugen, denn mehr als 70 Prozent der Pflanzenarten, die in Deutschland in der Roten Liste aufgeführt sind, gehören zu diesen. Die Absicht der Ortsgruppe ist dabei nicht nur ein Ersatzhabitat für die verloren gegangenen Magerflächen zu schaffen, sondern auch ein Beispiel zu geben und zu zeigen, dass Artenschutz auch im Kleinen praktisch angegangen werden kann (bereits 150 Quadratmeter genügen um 100 verschiedenen Pflanzenarten einen Lebensraum zu bieten) und zum Nachahmen geeignet ist.
In den folgenden Jahren soll neben dem Monitoring der Pflanzenvielfalt auch die Insektendichte beobachtet und gesteigert werden. Denn neben der Blühfläche und der Steininsel sorgen auch die alten Apfelbäume, sowie die Heckenstruktur für ein ideales Biotop für Wildtiere, Vögel und Insekten, sowie auch Reptilien.
Zur Erhaltung der Biotopqualität ist es dabei in Zukunft wichtig, die Fläche nicht sich selbst zu überlassen, sondern sie extensiv zu bewirtschaften, sprich 1-2-malige Mahd der Fläche und Schnittmaßnahmen an den Obstbäumen und Hecken, damit diese ihre Funktionen als Elemente der Kulturlandschaft noch lange erfüllen können.

Das Projekt der NABU Ortgruppe wird durch den Insektenschutzfond des NABU gefördert.

 

Dr. Sandra Koch-Wagner; NABU Ortsgruppe Lockweiler-Krettnich

 

Empfehlenswerte Literatur:

Busse Tanja, Das Sterben der anderen; Blessing Verlag München 2019

Dohrn Susanne, Das Ende der Natur; Sonderausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2017

Haft Jan, Die Wiese, Penguin Verlag, München 2020

Hintermeier Helmut und Margrit, Streuobstwiesen - Lebensraum für Tier; Obst- und Gartenbauverlag, München 2017

Hutter Claus-Peter, Die Erde rechnet ab; Sonderausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2018

Kosmos Naturführer, Was blüht denn da?;  Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart 2015

Kosmos Naturführer, Welches Insekt ist denn das?; Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart 2020

Laufmann Peter, Der Boden; Bertelsmann Verlag, München 2020